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GOLD FÜR EISEN: Kein Morgen [Eigenproduktion]

Provokant, Provokant..! Oder doch eher billig? Entscheidet selbst.

Es ist schwierig, GOLD FÜR EISEN richtig einzuordnen. Der Bandname, die Musik, die Aufmachung der CD und die Präsentation der Band auf deren Homepage macht auf jeden Fall eines klar: Hier wird stark auf Provokation gesetzt. Der Bandname alleine sorgt für ein befremdendes Gefühl und beim Betreten der Band-Homepage wird man mit einem SW-Foto empfangen, auf dem die Gruppe ernst schauend vor einem Panzer posiert. Soweit also die Selbstdarstellung der Band.

Musikalisch wird eine recht breite Palette geboten, wenn die Songs auch weit weg von technischer Perfektion sind. Die Songs haben die verschiedensten Einflüsse, von rockigen Parts über Punkeinflüsse bis hin zum derben Geprügel reicht das Spektrum und abgedroschene Strophe/Refrain-Arrangements sucht man vergeblich, es werden vielmehr recht unbefangen die verschiedensten Teile zusammengeworfen, was ganz gut passt und recht erfrischend klingt. “Kein Morgen” ist musikalisch also recht eigenständig und ungewöhnlich. Die Produktion der CD ist auch okay, der Sound ist weder zu undergroundig noch zu gut produziert, das passt also auch alles.

Stoff zur Diskussion bietet das provokative “Kein Morgen” auf jeden Fall

Und wovon handeln die Texte? Nachdem sich GOLD FÜR EISEN so provokativ darstellen, ist man natürlich auf die Texte gespannt. Und eines vorweg: Rechte Parolen und Nazikram sucht man in den Texten vergeblich. Aber auch lyrisch wird einem natürlich sofort wieder vor den Kopf gestoßen. Die Texte sind in direktem und derbem Deutsch verfasst und behandeln sperrige Themen. Der Opener “Sie war zehn” handelt von Kindesmissbrauch und ist in meinen Augen doch etwas daneben geraten. Und zwar nicht wegen der Thematik, sondern wegen der Umsetzung. Beschrieben wird der Missbrauch aus der Sicht des Täters – soweit ist der Text noch nachzuvollziehen. Doch die Zeilen des Refrains “Sie war erst zehn – und doch fand sie’s schön” lassen dann doch etwas an der Reife des Texters zweifeln…

Auch die anderen Texte haben eine deutliche Message. “Krieg” beschreibt recht kritisch den Wahnsinn des Krieges, “Trink” befasst sich mit den verschiedenen Gemütszuständen, die dich zum Alkohol greifen lassen, der Titelsong “Kein Morgen” ist ein recht vager, schwer zu fassender Text über die Desillusionierung eines Menschen, und “Kinder haben Angst” ist ein recht simpler, sarkastischer Text, der verschiedene Deutungen über die “Jugend von heute” zulässt.

Es sollte nun jeder für sich entscheiden, ob er mit der doch plumpen Provokation der Band klarkommt oder ob er die Band, die sich auf eine recht dubiose Art ins Gespräch bringen will, gleich links liegen lässt. Stoff zur Diskussion bietet “Kein Morgen” auf jeden Fall.

Line-Up:

Jub – Gesang
Detlef Wolff – Bass, Hintergrundgesang
Mirko Siewert – Schlagzeug, Hintergrundgesang
Sven Eigenbrodt – Gitarre, Hintergrundgesang

GOLD FÜR EISEN “Kein Morgen” Tracklist

  1. Sie war 10
  2. Krieg
  3. Trink!
  4. Kein Morgen
  5. Kinder haben Angst

Spieldauer: 28:10

VÖ: Juni 1999

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